Ausgezeichnete Forschung und gesellschaftliche Relevanz: Rückblick auf ehb.forscht 2024
Am 6. November 2024 war die Evangelische Hochschule Berlin (EHB) Gastgeberin der Veranstaltung „ehb.forscht“, bei der Studierende, Lehrende und Gäste zusammenkamen, um herausragende Abschlussarbeiten und das forschungsorientierte Profil der Hochschule zu feiern. Mit der Verleihung des „Gräfin von der Schulenburg-Preises“ für exzellente Bachelorarbeiten und der „Dietmar Freier Auslobung“ für besondere Masterarbeiten wurden herausragende Studierende der Hochschule ausgezeichnet. Insgesamt waren zwölf Absolvent:innen aus sieben Studiengängen für die Preise nominiert. Zudem wurde auch der DAAD-Preis für international Studierende vergeben.
In seiner Eröffnungsrede betonte der Präsident der EHB, Prof. Dr. Sebastian Schröer-Werner, die Bedeutung der Forschung für die Hochschule und hob die gesellschaftliche Verantwortung hervor, die anwendungsorientierte Forschung mit sich bringt. Dabei unterstrich er, wie wichtig es sei, wissenschaftliche Erkenntnisse immer wieder kritisch zu prüfen und anzupassen: „Forschung bedeutet, neues Wissen zu schaffen – und es auch kritisch zu hinterfragen, wenn es sich in der Praxis als unbrauchbar erweist. Genau hierin liegt die Stärke anwendungsorientierter Forschung. Die Auszeichnungen, wie der Gräfin von der Schulenburg-Preis und die Dietmar Freier Auslobung, sollen Studierende motivieren, aktuelle Themen gründlich zu erforschen, kritisch zu beleuchten und ihre Erkenntnisse in die fachöffentliche Diskussion einzubringen.“
Hebammenwissenschaft und Reformbedarf in der Geburtshilfe
Der Gräfin von der Schulenburg-Preis 2024 ging an Eva Zeinert aus dem dualen Bachelorstudiengang Hebammenwissenschaft. In ihrer Abschlussarbeit erforschte sie die Blickwinkel leitender Hebammen auf Strukturprobleme der klinischen Geburtshilfe und mögliche Lösungsansätze. In der qualitativen Studie, die auf leitfadengestützten Expertinnen-Interviews basiert, analysiert Zeinert zentrale Fragestellungen zu klinischen Interventionsraten, Qualität der Geburtshilfe, politischen Rahmenbedingungen und der zukünftigen Rolle von Hebammen in der Geburtshilfe.
Die Ergebnisse ihrer Forschung verdeutlichen den Reformbedarf in der klinischen Geburtshilfe und heben die Bedeutung einer stärkeren Einbindung von Hebammen in Entscheidungsprozesse des Gesundheitssystems hervor. Zeinerts Arbeit liefert wertvolle Einblicke in die Vorteile hebammengeleiteter Kreißsäle und plädiert für eine nachhaltige, patient:innenorientierte Versorgung von Mutter und Kind. Diese praxisnahe Forschungsarbeit greift zudem aktuelle politische Entwicklungen auf, da die geplante Reform zur Stärkung hebammengeleiteter Geburten in Deutschland im Diskurs der Hebammenwissenschaft hohe Relevanz besitzt. Ihre Gutachterin Prof.in Dr. Susanne Simon lobte in ihrer Laudatio Eva Zeinerts Forschungsansatz und Herangehensweise in der Arbeit: „Diese Perspektive ist in der hebammenwissenschaftlichen Forschung bisher kaum berücksichtigt worden. Sie eröffnet wertvolle Einblicke in die Sichtweisen und Herausforderungen, mit denen leitende Hebammen in Deutschland aktuell konfrontiert sind.“
Eva Zeinert ist seit ihrer Berufszulassung als Hebamme tätig und arbeitet derzeit freiberuflich in der Betreuung von Schwangeren und ihren Familien vor und nach der Geburt. Ihr Ziel ist es, nach einer erfolgreichen beruflichen Etablierung einen Master in Public Health zu absolvieren.
Psychosoziale Notfallversorgung und Resilienz von Einsatzkräften
Im Rahmen der „Dietmar Freier Auslobung“ wurde die Masterarbeit von Patrick Heer aus dem Studiengang „Beratung in der Sozialen Arbeit“ prämiert. Seine Forschung befasst sich mit der psychosozialen Notfallversorgung für Einsatzkräfte in Großschadenslagen – ein Thema von großer gesellschaftlicher Dringlichkeit. In seiner Studie zeigt Patrick Heer, wie mentale Gesundheit und Resilienz von Helfer:innen in Krisensituationen gestärkt werden können. Dabei werden spezifische Bedürfnisse der Einsatzkräfte analysiert, die in belastenden Situationen oft an ihre Grenzen stoßen. Mit konkreten Ansätzen zur Prävention und Nachsorge bietet die Arbeit praxisnahe Lösungen, die unmittelbar im Rahmen psychosozialer Notfallversorgung Anwendung finden können. Patrick Heers Arbeit liefert damit nicht nur wertvolle Erkenntnisse für die Praxis, sondern betont die Wichtigkeit des Themas für die gesellschaftliche Resilienz.
Patrick Heer arbeitet zurzeit als Bereichsleitung in der Jugendhilfe und engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich beim Technischen Hilfswerk. Den Impuls für das Forschungsthema bekam er durch den ehrenamtlichen Einsatz als Leiter der Führungsstelle Ersatznachsorge im Ahrtal 2021.
Weitere Auszeichnungen und besondere Würdigungen
Neben diesen beiden Hauptpreisen wurden weitere Arbeiten prämiert, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen auseinandersetzen. Zweite Plätze im Wettbewerb um die Dietmar Freier Auslobung gingen an Anna-Sherin Schmidt sowie Katharina Wäldele, beide aus dem Studiengang „Leitung – Bildung – Diversität“, die sich mit der Rolle der Sozialen Arbeit in humanitären Aufnahmeprogrammen sowie den Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten von Trans, Inter und Nicht-binären (TIN) Geflüchteten in Berlin befassen.
Den DAAD-Preis für herausragende internationale Studierende erhielt die aus den palästinensichen Gebieten stammende Masterstudentin Alaa Olwan. Neben ihrem Studium im Bereich „Leitung – Bildung – Diversität“ engagiert sie sich als Sprachvermittlerin für Frauen in der arabischen Community und setzt sich so für eine aktive Förderung der Integration ein. Ihr Engagement und ihr Beitrag zur sozialen Inklusion wurden im Rahmen der Veranstaltung besonders hervorgehoben.
Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch Frau Bärbel Freier, die Vorsitzende der Dietmar Freier Stiftung, für ihr Engagement geehrt, da sie nun aus dem Vorstand der Stiftung ausscheidet. In einer kurzen Rede würdigte sie den Werdegang und das soziale Engagement ihres Mannes, dem Gründer der Stiftung. Zudem hob die Beauftragte für das Deutschlandstipendium, Kerstin Böhm, das langjährige Engagement der Stiftung für die EHB hervor und stellte die Vorzüge des Förderprogramms dem Publikum vor.
Beim abschließenden Empfang nutzten die Teilnehmer:innen die Gelegenheit, sich im Foyer der Hochschule über die Forschungsergebnisse und Ideen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.
ehb.forscht als Plattform für wissenschaftlichen Austausch
„ehb.forscht“ bietet seit 18 Jahren eine wertvolle Plattform für Austausch und Inspiration zwischen Studierenden, Lehrenden und Expert:innen verschiedener Fachrichtungen. Die wissenschaftlichen Beiträge und Diskussionen spiegeln die praxisorientierte Forschung wider, die an der EHB gelehrt und gefördert wird. Die ausgezeichneten Arbeiten veranschaulichen, wie theoretisch fundierte und praxisnahe Forschung zu einem besseren Verständnis komplexer sozialer, gesundheitlicher und bildungsbezogener Themen führen kann. Die EHB unterstreicht damit ihre Mission, gesellschaftlich relevante Fragestellungen aufzugreifen und ihre Studierenden zu ermutigen, innovative und nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen der heutigen Zeit zu entwickeln.
Die Preise werden zur Anerkennung herausragender wissenschaftlicher Leistungen vergeben: Das Preisgeld für den ersten Platz des Gräfin von der Schulenburg-Preises beträgt 800 Euro, während die weiteren Nominierten jeweils mit 200 Euro prämiert werden. Die Dietmar Freier Auslobung ist mit 1.000 Euro dotiert, und die beiden zweiten Plätze erhalten jeweils 500 Euro. Der DAAD Preis enthält eine Prämie von 1.000 Euro.
Unser herzlicher und besonderer Dank geht an die externen Partner:innen und Mitglieder der Hochschule, die ihre Expertise und fachliche Beurteilung in die Jury zur Auswahl der Preisträger:innen eingebracht haben. Organisiert wurde die diesjährige Veranstaltung vom Team des Zentrums für Fort- und Weiterbildung (ZFW) der Hochschule. Auch hier ein herzliches Dankeschön für die großartige Vorbereitung und Umsetzung.
Sibylle Baluschek, M.A.
Position Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Leitung Stabsstelle
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Sprechzeiten Montag bis Donnerstag
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