Über uns

Vom Kursus der Frauenschule zur Hochschule für angewandte Wissenschaften
Die Entstehung der Evangelischen Hochschule Berlin, als Ort professionellen Studiums im Bereich Soziales, Gesundheit und Bildung, geht zurück auf das Gründungsjahr ihrer Vorgängereinrichtung im Jahr 1904. Damals startete erstmals ein von der evangelischen Kirche finanzierter Kursus zur Ausbildung junger Mädchen und Frauen in „christlicher Liebestätigkeit“. Impulsgeber für die Kurse war das liberale Bürgertum und die bürgerliche Frauenbewegung. Die schon immer von Frauen geprägte Arbeit im sozialen Bereich sollte professionalisiert werden und Frauen eine Berufsausbildung ermöglichen, die sie gesellschaftlich unabhängig macht. Mit der Sozialen Arbeit bot sich ein neuer Beruf und somit eine Alternative für die jungen Frauen an. Damit gehört die Evangelische Hochschule Berlin zu einer der ältesten Bildungsorte für Soziale Berufe in Deutschland.
Die Anfänge – Gründung der Frauenschule der Inneren Mission

Im August 1909 gründete Bertha Gräfin von der Schulenburg die Frauenschule der Inneren Mission und etablierte die professionelle Ausbildung, die zunächst eineinhalb dann zwei Jahre dauerte. Die Schülerinnen kamen aus ganz Deutschland und wurden auf Basis eines Curriculums und von hauptberuflichen akademischen Lehrkräften unterrichtet. Politisch und gesellschaftlich war die Frauenschule im deutschen Kaiserreich verortet. Den Absolventinnen wurden sichere Arbeitsplätze in den Einrichtungen der inneren Mission angeboten. 1920 erhielt die Frauenschule die staatliche Anerkennung und ein immer größerer Teil der Absolventinnen arbeitete nun im Öffentlichen Dienst.
Die Gründerin - Bertha Gräfin von der Schulenburg
Bertha Gräfin von der Schulenburg, selbst Schülerin des ersten Kurses des Kapellenvereins, wurde Gründerin und erste Schulleiterin der Frauenschule und unterrichtete als Dozentin „Geschichte der Frauenbewegung“ und „Berufskunde“. Geboren 1861 als sogenannte „höhere Tochter“ in einem Schloss in der Altmark in Sachsen-Anhalt wollte sie eigentlich Lehrerin oder Diakonisse werden. Wie vielen Frauen ihres Standes wurde ihr das jedoch verwehrt - schließlich erlaubte der Vater eine Ausbildung zur Johanniterschwester. Trotzdem musste sie sich zunächst mit einem Leben als Ehefrau abfinden. Erst mit über 40 Jahren konnte sie das eigentlich gewünschte Leben, ihre „Karriere“, beginnen. 1923 erhielt sie als erste Frau die Ehrendoktorwürde der evangelisch-theologischen Fakultät der Berliner Universität. Sie übernahm diverse Ämter, unter anderem den Vorsitz der Vereinigung der evangelischen Sozialen Frauenschulen Deutschlands. Weiterhin setzte sie sich für die Interessenvertretung der Sozialarbeiterinnen ein, z. B. für die Stärkung der berufspolitischen Rechte und eine Verbesserung der Weiterbildungsmöglichkeiten. Darüber hinaus unterstützte sie den Aufbau der von Alice Salomon angeregten „Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit", deren Vorstandsmitglied sie von 1925 bis 1933 war.
Von der Weimarer Republik bis Ende des Zweiten Weltkriegs
In der Weimarer Republik kam es zunehmend zur Professionalisierung und Differenzierung in der Sozialen Arbeit, so wurde staatlicherseits unter anderem auch ein Jugendamt eingerichtet. Viele der Schülerinnen wurde später als Dozentinnen an der Frauenschule ausgebildet und blieben dort als Lehrende. Andere arbeiteten nach ihrer Ausbildung als Gemeindehelferin, Reichstagsabgeordnete, Katechetinnen und Diakonissen. Zum Lehrpersonal gehörten auch studierte Ärztinnen, wie Dr. med. Frida Moritz (Studium in Freiburg) und Dr. med. Frida Corssen-Busch (Studium in Zürich, Halle und Bonn). Dies war insofern bemerkenswert, da es deutschlandweit damals nur rund 80 Doktorinnen gab.
Mit dem Erstarken der Nationalsozialisten kam es jedoch auch zu ersten Entlassungen an der Frauenschule - wie von Dr. Marie Munk, einer der ersten Richterinnen Deutschlands (1928) und Dr. Curt Bejach, beide wegen ihrer jüdischen Herkunft. Unter den Dozent*innen gab es Anhänger*innen der Bekennenden Kirche wie auch Vertreter der neuen politischen Richtung. Ab 1934 galt die Arier-Nachweispflicht. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 entband die Leitung des nationalsozialistisch ausgerichteten Centralausschusses der Inneren Mission (Träger der Ausbildungsstätte) Gräfin von der Schulenburg ohne Begründung von der Schulleitung. Diese Entlassung wurde nach Protesten, auch aus dem Ausland, zurückgenommen, aber von Schulenburg übernahm fortan nur noch die Betreuung der in Wohnheimen lebenden Schülerinnen. Neue Schulleiterin wurde die Studienrätin Elisabet Nitzsche, die als NSDAP-Mitglied das Haus bis 1945 leitete. Bereits 1942 kam es zu einem Trägerwechsel: Aus der Sozialen Frauenschule der Inneren Mission (vormals Schulenburg-Schule) wurde die Volkspflegeschule der Provinz Mark Brandenburg.
Die Jahre 1945 bis 1972
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Johannes-Stift in Spandau für 15 Jahre die neue Heimat der Sozialen Frauenschule der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg und beherbergte Schülerinnen aus Ost und West. Im Jahr 1950 schrieben sich erstmals drei Männer ein, 1953 waren es dann schon neun. Ab 1960 firmierte die Schule unter dem Namen "Evangelische Schule für Sozialarbeit – Bertha von der Schulenburg-Seminar", ein Jahr später wurde die Ausbildung auf vier Jahre verlängert. Gleichzeitig kam es politisch bedingt zur Trennung von den DDR Schüler*innen.
Nach dem Mauerbau öffnete sich die Schule nach außen, internationale Kontakte wurden ausgebaut und die Lehrenden nahm an Kongressen teil. Durch die Reformierung des Fürsorgewesens in der BRD und den Rechtsanspruch auf Sozialhilfe kam es weiterhin zu Änderungen im schulischen Curriculum mit dem Ziel einer Weiterentwicklung der theoretischen Ausbildung. 1968 folgte eine neue Studien- und Prüfungsordnung und die Umbenennung in "Evangelische Akademie für Sozialarbeit". Zwei Jahre später richtete der Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands und die Kirchenkonferenz eine Fachhochschulkonferenz ein, mit dem Bekenntnis zur Evangelischen Fachhochschule. 1971/72 folgte die Übernahme der Akademie in eine Fachhochschule durch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg und 1972 wird die Evangelische Fachhochschule Berlin (EFB) auch Körperschaft des öffentlichen Rechts. Das Fach Sozialpädagogik wird der Sozialarbeit gleichgestellt.
Hochschule für angewandte Wissenschaften
Mit dem Status einer Fachhochschule nahm auch die Zahl der Studierenden zu, so dass die Hochschule 1973 in ein größeres Domizil, das ehemalige Paulinum am Reichensteiner Weg, umzog. Mit Prof. Dieter Peter Weber erhält die Hochschule erstmals einen Mann als Leitung. Er wird die Hochschule ein Vierteljahrhundert bis 1997 leiten und mit ihm erhielt das Fach "Recht" an der Hochschule einen besonderen Stellenwert. Aber sein "strenger" Führungsstil führte in den "studentenbewegten Zeiten" auch zu Auseinandersetzungen an der Hochschule, er unter anderem 1977 in einem Hungerstreik von Studierenden gipfelte.
Mitte der 1980er Jahre sind bereits 600 Studierende im Studiengang Sozialarbeit/Sozialpädagogik an der EFB eingeschrieben. 24 hauptamtliche Lehrenden und ca. 80 Lehrbeauftragte bestreiten Lehre und Forschung, unterstützt von 24 Mitarbeitenden in der Verwaltung. Nach dem Mauerfall 1989 kamen vermehrt Bewerber*innen aus den neuen Bundesländern dazu und die Immatrikulation war ab da unabhängig von der Religionszugehörigkeit möglich. Darüber hinaus baute die Hochschule ihr Lehrangebot aus, 1994 mit dem Studiengang Pflege/Pflegemanagement und 1997 mit Evangelische Religionspädagogik. 2001 folgt der Umzug an den jetzigen Standort. Sukzessive wird das Lehrangebot in den folgenden Jahren ausgebaut, alle Studiengängen ab 2010 von Diplom auf Bachelor umgestellt.
Mittlerweile studieren rund 1.700 Studierende in insgesamt zwölf Bachelor- und Master- Studiengängen an der der EHB. Aktuell 129 Lehrende und Mitarbeiter*innen sowie rund 250 Lehrbeauftragte garantieren Lehre, Forschung und Transfer an einer der ältesten Ausbildungsstätten für soziale Berufe in Deutschland. Die Lehrqualität der EHB ist geprägt durch eine intensive und professionelle Betreuung der Studierenden. Über Praktika, Projekt- und Abschlussarbeiten pflegt die Hochschule Kontakte zu Trägern und Institutionen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft sowie zu Einrichtungen der Diakonie und der Evangelischen Kirche. Sie gilt als kompetente Partnerin für praxisorientierte Lehre und für anwendungsorientierte Forschung im Bildungsmarkt.