Internationales

Polnische Expertin zu Gast im Studiengang Soziale Arbeit

Anfang Mai war Professorin Grazyna Piechota von der AFM Universität Krakau über das Erasmus-Programm zu Gast in den Sozialpolitik Seminaren von Prof. Dr. Helga Hackenberg. Ihr Thema: Die Entwicklungen in der Ukraine seit 2004 und die aktuelle Situation für und in Polen – Bericht der polnischen Expertin Grazyna Piechota (Erasmus).

Professorin Grazyna Piechota zuammen mit Tanja Reith, Referentin füt Internationales, an der EHB
© EHB
Professorin Grazyna Piechota zuammen mit Tanja Reith, Referentin füt Internationales, an der EHB

Grazyna ist Rechtsanwältin und hat Ihren Ph.D. erworben in Soziologie mit Schwerpunkt Zivilgesellschaft, politische Kommunikation und neue Medien/Social Media. Zwischen 2002 bis 2010 war sie Sprecherin der Regierung und der lokalen Regierungsverwaltung. Beste Voraussetzungen also, uns angesichts der aktuellen, leidvollen Situation im Nachbarland Ukraine einen quasi Insider-Einblick zu geben.

Es war ein weiter wie konfliktreicher Bogen, den sie für uns gespannt hat: Für die Einordnung der jüngsten Entwicklungen nahm sie uns mit in die 90er Jahre, arbeitete den politischen Kern und Akteure um die Maidan-Proteste 2014 heraus, um dann das aktuelle, beachtliche zivilgesellschaftliche Engagement der Menschen in Polen für ihre Nachbarn zu schildern. Da ein Teil der Ukraine historisch zu Polen gehörte und vielfach familiäre Verbindungen bestehen, ist der Begriff einerseits wörtlich zu nehmen. Gleichwohl ist das Engagement andererseits umso höher zu bewerten, da in Polen anders als in Deutschland kein flächendeckendes Netz von Wohlfahrtsverbänden u.a. existiert. Bis Anfang Mai hat Polen mehr als 3 Mio. Menschen aufgenommen. Zum Vergleich: Deutschland hat lt. OECD vom 9. Mai schätzungsweise 610.000 aufgenommen. Während des Flüchtlingsstroms aus Syrien ab 2015 die 3 Mio. Marke nach zwei Jahren erreicht wurde, musste diese Größenordnung allein in Polen binnen weniger Wochen bewältigt werden. (Anm. H. Hackenberg)

Die Geflüchteten sind jung und i.d.R. gut qualifiziert (Lt. OECD Durchschnittsalter 30 Jahre und erste belastbare Zahlen weisen auf hohe formale Qualifikationen hin). Eine schnelle Rückkehr wird gegenwärtig von der Ukraine gewünscht. Mit – wie bei fast allen Fluchtbewegungen verbundener berechtigter – Sorge vor einem Brain Drain wird in der Ukraine gerade bezogen auf Studierende befürchtet, dass diese ihren Abschluss in Polen wie auch anderen EU-Ländern machen wollen. Denn mit diesem EU-Zertifikat erhoffen sich Studierende eine höhere Akzeptanz, zumindest eine bessere und schnellere Anerkennung ihrer Abschlüsse. In Deutschland ist aktuell z. B. auch eine Spannung im Schulbereich sichtbar. Für eine möglichst schnelle Rückkehr wird ein „muttersprachlicher Unterricht“ gefordert. Hiermit ist insbesondere online Unterricht direkt aus ukrainischen Schulen heraus gemeint. Immerhin beträgt laut OECD der aus der Ukraine geflüchteten Kinder in Deutschland 40 Prozent (in Polen sogar fast 50 Prozent).

Erwartungsgemäß schloss sich eine kontroverse wie auch emotionale Debatte an, bei der der Krieg und die Folgen für die Zivilbevölkerung im Focus standen.

Wir hoffen, dass Grazyna Piechota bald wieder Gast an der EHB sein wird – denn unabhängig vom weiteren Fortgang: Die Menschen brauchen in vielfältiger Weise unsere passgenaue Hilfe. Und wir sind gut beraten, auch die Perspektiven und Überlegungen anderer Länder wie hier Polen zumindest zu kennen und aufmerksam in den Blick zu nehmen.

Prof. Dr. Helga Hackenberg und Tanja Reith

Professorin Grazyna Piechota (links) im Gespräch mit Professorin Dr. Helga Hackenberg
© EHB
Professorin Grazyna Piechota (links) im Gespräch mit Professorin Dr. Helga Hackenberg
Zum Seitenanfang