EHB kämpft um Finanzierung: Zukunft praxisnaher Studiengänge steht auf dem Spiel
Die Evangelische Hochschule Berlin (EHB) lud am 02. Oktober 2025 Vertreter:innen der Presse zu einem Gespräch über die geplanten Mittelkürzungen für konfessionelle Hochschulen ein. Im Rahmen einer Campusführung und einer anschließenden Diskussionsrunde mit Mitgliedern des Berliner Abgeordnetenhauses wurde die aktuelle prekäre Finanzierungssituation vorgestellt und diskutiert.

Das Präsidium der Evangelischen Hochschule Berlin – Prof. Dr. Sebastian Schröer-Werner (Präsident), Prof.in Dr. Lena Kreck (Vizepräsidentin), Prof. Dr. Michael Komorek (Vizepräsident) und Andreas Flegl (Kanzler) – führte gemeinsam mit Vertreter:innen der Berliner Morgenpost, der evangelischen Wochenzeitung Die Kirche sowie den Abgeordneten Laura Neugebauer (Bündnis 90/Die Grünen) und Tobias Schulze (Die Linke) über den Campus. Ziel war es, die schwierige Finanzierungssituation der Hochschule sichtbar zu machen.
Bedeutung und Relevanz des SAGE-Bereichs
Der Rundgang begann im Auditorium Maximum, das der Präsident als „Herzstück der EHB“ bezeichnete. Er betonte die historische und gegenwärtige Bedeutung der Hochschule im SAGE-Bereich (Soziale Arbeit, Gesundheit/Pflege, Erziehung/Bildung). Das Studium an der EHB steht allen offen, unabhängig von religiöser Zugehörigkeit.
Die Absolvent:innen arbeiten unter anderem in Jugendämtern, Krankenhäusern, Geburtskliniken, Pflegediensten, Kindertagesstätten, Schulen und weiteren Einrichtungen des Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesens. Derzeit sind rund 1.700 Studierende immatrikuliert, die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. Die EHB zählt deutschlandweit zu den Hochschulen mit dem höchsten Frauenanteil. In diesem Kontext wurden die Kürzungspläne des Senats, die auch Studienplätze betreffen könnten, kritisch angesprochen.
Lernorte der Zukunft: Bibliothek und Skills Lab
Die Bibliothek dient als interdisziplinärer Begegnungsort und bietet Raum für Austausch und gemeinsames Lernen. Zukünftig sollen dort zusätzliche Gruppenarbeitsplätze entstehen und das digitale Angebot weiter ausgebaut werden, um flexiblere Lern- und Forschungsmöglichkeiten zu schaffen.
Im Anschluss besichtigten die Teilnehmenden das SkillsLab der Hebammen, eine der modernsten Einrichtungen in Deutschland auf diesem Gebiet, geleitet von Prof.in Dr. Melita Grieshop (Studiengangsleitung Bachelor Hebammenwissenschaft). In dem dualen Studiengang werden jährlich rund 45 Hebammen ausgebildet. Auch hier übersteigt die Nachfrage die verfügbaren Studienplätze deutlich. Zusätzlich können internationale Hebammen einen Anpassungslehrgang an der EHB absolvieren, der vom Zentrum für Fort- und Weiterbildung angeboten wird.
Im Gespräch wurde darauf hingewiesen, dass die EHB die Streichung von Studienplätzen an der Charité abfedern soll – eine Information, die das Präsidium erst aus der Presse erfuhr. Ohne zusätzliche Ressourcen sei dies jedoch nicht realisierbar, so das Präsidium, insbesondere da der Zugang zu Kliniken wie Charité und Vivantes zunehmend komplexer werde. Prof.in Dr. Melita Grieshop betonte die Bedeutung des Praxisbezugs im Studium. Sowohl Laura Neugebauer als auch Tobias Schulze hoben hervor, dass es angesichts anstehender Pensionierungen und des Bedarfs an klinischer Forschung dringend mehr Praxisanleitende brauche.
Fakten und Zahlen
In der anschließenden Diskussionsrunde wurde auch der neu gestaltete Rettungswagen auf dem Campus vorgestellt und ein mögliches Kooperationsfeld mit der Charité diskutiert. Der Kanzler Andreas Flegl hob in dem Zusammenhang den bestehenden Einstellungsstopp und die unbesetzten Stellen hervor. Exemplarisch nannte der EHB-Präsident ergänzend die IT-Abteilung, die mit nur drei Mitarbeitenden deutlich unterbesetzt ist. Angesichts der wachsenden Anforderungen der Digitalisierung sei dies nicht tragbar.
Für 2026 und 2027 sind jeweils 9,635 Mio. Euro für den Haushalt der EHB vorgesehen – weniger als die bewilligten 10,4 Mio. Euro im Jahr 2024. Für 2025 wurden 10,664 Mio. Euro eingeplant, tatsächlich stehen jedoch nur 9,635 Mio. Euro zur Verfügung.
Zitat des Präsidenten
„Die EHB steht für praxisnahe, qualitätsvolle Bildung und Forschung im Dienst der Gesellschaft“, betonte Prof. Dr. Sebastian Schröer-Werner. „Wir brauchen daher Planungssicherheit, um weiterhin Fachkräfte ausbilden zu können, die das Rückgrat des Sozial- und Gesundheitswesens bilden.“
Weiterführende Gespräche mit der Berliner Senatsverwaltung sind für Mitte/Ende Oktober geplant. Die Abgeordneten Neugebauer und Schulze zeigten sich in der Diskussion zustimmend und verbunden dies mit der Hoffnung auf eine baldige Verbesserung der Finanzierungsbedingungen.

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