Lock down, Online-Lehre, energetische Sanierung
Vor einem Jahr gab es den ersten „lock down“ in der Corona-Pandemie. Wir blicken zurück auf ein herausforderndes Hochschuljahr an der EHB.
Heute jährt sich der Tag des bundesweit ersten „lock down“ in der Geschichte der Bundesrepublik. Am 17. März 2020 beschloss die Bundesregierung erstmals weiterreichende Einschränkungen im öffentlichen Leben, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie einzudämmen. Das betraf in verstärktem Maße auch die Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen in Berlin – an der EHB musste sozusagen „über Nacht“ auf digitale Lehre umgestellt werden und die Hochschule ging in den Notbetrieb. Mittlerweile stehen wir vor dem Start in das dritte Online- Semester in Folge. Zwischenzeitliche Lockerungen in den Sommermonaten 2020, die vereinzelte Präsenzlehre auf dem Campus ermöglichten, wurden in Anbetracht des Infektionsgeschehens erneut wieder auf ein absolutes Minimum reduziert. Die Aussicht auf ein sogenanntes „Hybrid-Semester“ 2021 hat sich nicht erfüllt.
Doch die Hochschule kann auf Erfolge und Leistungen zurückschauen, die trotz der großen Herausforderungen und Zumutungen gemeinsam erzielt wurden. Ungeachtet eingeschränkter finanzieller und personeller Mittel hat die EHB die Chance genutzt, als kleine flexible Institution digital im Rennen zu bleiben. Damit konnte die EHB für die Studierenden den Hochschulbetrieb adäquat aufrechterhalten und garantieren, dass alle ihr Studium aufnehmen, fortsetzen und auch abschließen konnten. Mit dem Start am 1. April 2020 war die EHB die erste Berliner Hochschule, die fristgerecht ins Sommersemester gestartet ist. Dies war der erfolgreichen und schnellen Umstellung von Präsenz- auf Online-Lehre und dem Aufbau eines professionellen eLearning Supports zu verdanken. Die Mitarbeiter*innen im Bereich Technik und eLearning unter der Leitung von Wolfgang Aridas (IT) und Kerstin Nitsche haben hier Großes geleistet. Erfreulicherweise konnte auch die Hochschulbibliothek bereits am 20. April wieder öffnen und trotz widriger Umstände die gesamte Serviceleistung weiterhin, wenn auch in kreativer Form, aufrecht erhalten. Auch während der kurzen Schließzeit sind die Mitarbeiter*innen präsente Ansprechpartner geblieben und haben insbesondere der Lehre dadurch tatkräftige Unterstützung geleistet. Auch ging nach erfolgreichem Re-Launch im Juni unsere neue zeitgemäße Webseite online, die seitdem auch als erweitertes Kommunikationsinstrument im Kontext der Pandemie-Entwicklungen genutzt wird.
Für die zeitgleich auf dem Campus gestarteten Baumaßnahmen zur energetischen Sanierung der Gebäude erwies sich der lock down fast als Glücksfall. So wurde trotz pandemiebedingter Herausforderungen die Chance ergriffen, den Notbetrieb für die Umsetzung und Logistik der umfassenden vorbereitenden Maßnahmen zu nutzen. Allerdings konnte der Hochschulbetrieb in Präsenz in den folgenden Wochen nicht komplett auf digital umgestellt werden, denn gerade in den systemrelevanten SAGE-Fächern mussten die Praxisaktivitäten durch Studierende und Lehrende aufrechterhalten werden. Dies gelang unter anderem auch durch ein passgenaues Hygienekonzept und dank des vorausschauenden und disziplinierten Verhaltens aller Beteiligten. Die Beschaffung von hochschuleigenem Mund-Nasenschutz für alle Hochschulangehörigen war dabei ein weiterer Baustein in einer Zeit der Maskenknappheit. Besondere Erwähnung verdient auch die Tatsache, dass viele Studierende und Lehrende der EHB, ungeachtet der pandemischen Entwicklung, weiterhin in Praxiseinrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens sowie in Krankenhäusern arbeiten und dazu beitragen, die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung zu garantieren.
Im Juni 2020 standen dann hochschulweite Wahlen an. In der Grundordnung verbindlich verankert, mussten sie als weitere Aufgabe online bewältigt werden. Mit Ausnahme des Rektors und des Prorektors wurden Vertreter*innen sämtlicher Statusgruppen des Akademischen Senats, des Konzils, des Wahlgremiums zur Wahl der Frauenbeauftragten sowie die Frauenbeauftragte und ein*e Gleichstellungsbeauftragte*r neu bzw. erstmals gewählt. Die Bekanntgabe der Wahlen erfolgte digital am 20. April 2020. Die folgenden hochschulischen Wahlen wurden am 3. und 4. Juni 2020 online durchgeführt. Damit war die Evangelische Hochschule Berlin berlinweit die erste Hochschule, die in einem geschützten und juristisch sicheren Verfahren online Wahlen durchführte. Ein „Best- Practice-Beispiel“ unter der Leitung der Vorsitzenden des EHB-Wahlausschusses, Prof. Dr. Natascha Naujok, die im Nachgang bundesweit mehrfach zur ihrer Expertise angefragt wurde.
Leider mussten im vergangenen Jahr viele Veranstaltungen und Tagungen abgesagt oder ausschließlich online durchgeführt werden. Dies betraf die Einführung des neuen Kanzlers der EHB, Andres Flegl, der im März 2020 seine Tätigkeit an der EHB aufnahm, die alljährliche Theateraufführung der Studierenden aus der Zusatzqualifikation Theaterpädagogik, das EHB-Sommerfest, die Praxismesse und ehb.forscht mit Verleihung des „Gräfin von der Schulenburg-Preises“ im November, um nur einige aufzuzählen. Umso erfreulicher war es, dass in der kurzen Lockerungsphase im Spätsommer einige wenige Veranstaltungen vor Ort auf dem Campus möglich waren, allerdings unter strengen Hygieneauflagen. Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband e.V. (DEKV) veranstaltete in Kooperation mit der Diakonie Deutschland und der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) das 1. DEKV-Pflegeforum. Dazu trafen sich 30 Fachleute der Branche im Audimax und F-Gebäude zum Austausch über die Zukunft der Pflege im Krankenhaus.
Am 8. Oktober konnte dann in Präsenz und unter strengen Auflagen die im April 2020 verschobene Amtsübergabe des Rektors zusammen mit der Einführung des neuen Studienzweigs Diakonik im Studiengang Evangelische Religionspädagogik gefeiert werden. 50 Personen verfolgten live im Gottesdienst der Campus-Kirche „Zur Heimat“, und weitere Personen via Video Stream im Audimax, die Verabschiedung von Prof. Dr. Anusheh Rafi als Rektor und die Einführung von Prof. Dr. Sebastian Schröer-Werner in das Amt.
Das dann folgende Wintersemester – zunächst als Hybrid-Semester angekündigt – musste aufgrund der zweiten Pandemie-Welle erneut ausschließlich digital umgesetzt werden. Mittlerweile stehen wir vielen Prognosen zufolge vor einer dritten Welle, sodass an mehr Präsenz vor Ort, einen Eröffnungsgottesdienst oder ein hochschulweites Sommerfest nicht gedacht werden kann. Was bleibt ist, sich weiterhin in Geduld zu üben, auf eine baldige Besserung das Lage zu hoffen – und gesund zu bleiben.
Prof. Dr. Sebastian Schröer-Werner: „Das zurückliegende Jahr hat allen Angehörigen der Hochschule viel abverlangt. Trotz der pandemiebedingten Einschränkungen haben wir viel erreichen können, und dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten herzlich bedanken. Aber eine Hochschule lebt von Begegnung. Auch wenn der Lehrbetrieb im digitalen Format grundsätzlich aufrecht zu erhalten ist, so ist der persönliche Kontakt nicht zu kompensieren. Ich hoffe sehr, Sie bald auf dem auf dem „grünen Campus“ in Berlin Zehlendorf begrüßen zu können.“
Prof. Dr. Michael Komorek: „Im Rahmen der Lehrevaluation ist zudem deutlich geworden, dass durch die Etablierung einer eLearning-Stelle und eines Teams von studentischen Mitarbeiter*innen, einem umfangreichen Qualifizierungskonzept, der aktiven Mitwirkung der EHB als Mitglied der Berliner Corona-TaskForce, dem sehr umsichtigen Vorgehen bei Fallmeldungen sowie kurzfristiger technischer Mehrausstattung wir alle gemeinsam einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen geleistet haben. Dafür möchten wir allen Hochschulangehörigen einen großen Dank aussprechen.“
Impressionen aus dem Jahr 2020
Prof. Dr. Petra Völkel
Position Professorship for developmental psychology, clinical psychology and elementary education | Head of the Bachelor’s program Childhood Education
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